Schüchtern, introvertiert oder ängstlich-vermeidender Persönlichkeitsstörung

Unterschiede zwischen schüchtern, introvertiert und ängstlich-vermeidender Persönlichkeitsstörung

In unserer Gesellschaft gibt es viele unterschiedliche Persönlichkeiten, und es ist nicht immer einfach zu erkennen, wann jemand einfach nur schüchtern oder introvertiert ist und wann möglicherweise eine ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung vorliegt. Dieser Artikel beleuchtet die Unterschiede zwischen diesen drei Zuständen, um ein besseres Verständnis zu schaffen.

Merkmale der schüchternen Personen

  1. Unbehagen in sozialen Situationen: Schüchterne Menschen fühlen sich oft unwohl oder unsicher, wenn sie neue Leute treffen oder im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen.
  2. Übermäßige Selbstkritik: Sie neigen dazu, ihre eigenen Fähigkeiten und Leistungen zu unterschätzen und haben Angst, negativ beurteilt zu werden.
  3. Vorübergehend: Schüchternheit kann je nach Situation und mit zunehmendem Selbstvertrauen abnehmen.

Beispiel: Anna vermeidet es, in großen Gruppen zu sprechen, weil sie Angst hat, sich zu blamieren. In kleineren, vertrauten Gruppen fühlt sie sich jedoch wohl und kann offen reden.

Merkmale introvertierte Personen

  1. Energiegewinnung durch Alleinsein: Introvertierte Menschen fühlen sich am wohlsten, wenn sie Zeit allein verbringen oder in kleinen, ruhigen Gruppen sind.
  2. Tiefgehende Gespräche bevorzugt: Sie bevorzugen tiefergehende Gespräche über oberflächlichen Smalltalk und knüpfen weniger, aber intensivere soziale Kontakte.
  3. Nicht unbedingt schüchtern: Sie sind nicht zwangsläufig unsicher in sozialen Situationen, sondern bevorzugen einfach ruhigere Umgebungen.

Beispiel: Max genießt es, ein Buch zu lesen oder mit einem engen Freund tiefgehende Gespräche zu führen. Große Partys und Menschenmengen strengen ihn jedoch an, obwohl er keine Angst hat, dort zu sein.

Merkmale der ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung 

  1. Intensive Angst vor Ablehnung: Personen mit ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung haben eine extreme Angst vor Zurückweisung und Kritik, was dazu führt, dass sie soziale Kontakte vermeiden.
  2. Niedriges Selbstwertgefühl: Sie haben ein starkes Gefühl der Minderwertigkeit und fühlen sich oft unzulänglich im Vergleich zu anderen.
  3. Soziale Isolation: Aus Angst vor peinlichen Situationen oder Ablehnung meiden sie soziale Interaktionen und ziehen sich stark zurück.
  4. Chronisch und allgegenwärtig: Diese Angst und das Vermeidungsverhalten sind tief verwurzelt und beeinträchtigen das tägliche Leben erheblich.

Beispiel: Lisa lehnt Einladungen zu sozialen Anlässen konsequent ab und vermeidet selbst lockere Gespräche mit Kollegen, weil sie überzeugt ist, dass sie unwillkommen ist und sich lächerlich machen könnte.

Unterschiede im Überblick

1. Grad der Angst und Vermeidung:
   - Schüchternheit: Unwohlsein und Unsicherheit in neuen oder großen sozialen Situationen.
   - Introversion: Kein Unwohlsein, sondern einfach eine Präferenz für ruhigere Umgebungen.
   - Äängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung: Extreme, allgegenwärtige Angst vor Ablehnung und ständiges Vermeidungsverhalten.

2. Selbstbild:
   - Schüchternheit: Tendenz zur Selbstkritik, aber situationsabhängig.
   - Introversion: Kein direktes negatives Selbstbild, eher eine Energiepräferenz.
   - ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung: Stark negatives Selbstbild und ständiges Gefühl der Minderwertigkeit.

3. Einfluss auf das tägliche Leben:
   - Schüchternheit: Kann überwunden werden und nimmt oft mit der Zeit ab.
   - Introversion: Normale Persönlichkeitseigenschaft ohne gravierende Einschränkungen.
   - ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung: Schwerwiegende Auswirkungen auf soziale und berufliche Bereiche des Lebens.

Fazit

Schüchternheit und Introversion sind normale Persönlichkeitsmerkmale, die zwar Herausforderungen mit sich bringen können, aber nicht zwangsläufig behandlungsbedürftig sind. Die ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung hingegen ist eine ernsthafte psychische Erkrankung, die professionelle Hilfe erfordert. Wenn du oder jemand, den du kennst, Anzeichen einer ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung zeigt, ist es wichtig, Unterstützung von einem Therapeuten zu suchen, um effektive Bewältigungsstrategien zu entwickeln und die Lebensqualität zu verbessern.

Die Psychotherapiepraxis München Süd bietet kostenlose Erstgepräche per Telefon oder Zoom an.

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